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Bei Demenz Natur ins Krankenhaus holen

Bei Demenz Natur ins Krankenhaus holen – Sicherlich noch eine Vision, obwohl wir von zahlreichen Untersuchungen und Publikationen wissen, dass Naturerfahrungen eine wichtige Stütze für Menschen im Alltag mit Demenz sind. Eine Unterstützung und Hilfe, die während eines Klinikaufenthaltes bisher keinen Platz hat.

 

Ein Aufenthalt in einem Allgemeinkrankenhaus ist für einen demenziell veränderten Menschen eine extreme Krisensituation, denn sie werden an ihren schwächsten Punkten getroffen, der Orientierungsfähigkeit, der Selbständigkeit und ihrem abnehmenden Erinnerungsvermögen.

 

Den ganzen Tag in einem fremden Bett zu liegen, ohne zu verstehen warum; in einer unbekannten und betriebsamen Umgebung kein vertrautes Gesicht zu finden; fremde Menschen, denen sie sich nicht mitteilen können; Tagesabläufe, die auf Effizienz getrimmt sind; viel Lärm und fremde Geräusche; Düfte und Geschmäcker, die an keine Erinnerungen anknüpfen und Pflegekräfte, die überfordert sind…. All das ist verwirrend und beängstigend.

 

Hinzu kommt, dass unsere Krankenhäuser auf die steigende Zahl von Patienten, die akut krank sind und an einer Demenz leiden, noch nicht vorbereitet sind. In seinem Zeit-Artikel ‚Wo bin ich?‚ beschreibt Adrian Meyer sehr eindrücklich die aktuelle Situation deutscher Krankenhäuser in Bezug auf Demenz und die Wege einer neuen Pflegekultur.

 

Bernadette Klapper von der Robert Bosch Stiftung sagt, der erste, wichtigste Schritt sei es, die Haltung gegenüber Patienten mit Demenz zu verändern.

 

Denn oftmals gelten sie als schwierig oder problematisch und die Not oder Bedürftigkeit dahinter wird nicht erkannt. Das wundert nicht, denn laut einer aktuellen Befragung von Pflegekräften in Allgemeinkrankenhäusern, die das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken durchführte, fühlen sich nur 30 Prozent der Pflegekräfte im Umgang mit Demenz qualifiziert.

Im Mittelpunkt einer neuen Pflegekultur muss also die Schulung und Weiterbildung des Leitungs- und Pflegepersonal im Umgang mit demenziell veränderten Menschen stehen.

 

Welche Hilfsmittel und Methoden im Umgang mit Demenz stehen den Pflegekräften im Klinikalltag aktuell zur Verfügung? Einem Alltag, der geprägt ist von knappen Zeitressourcen und Überlastung.

 

Ob Gartentherapie eine hilfreiche Methode für Pflegekräfte im Klinikalltag ist, konnte ich im Rahmen der Fortbildung `Pflege-Experte Demenz` der Contilia Akademie in Mühlheim an der Ruhr testen.

 

Eine Woche lang habe ich mit 16 examinierten Pflegkräften die praktische Anwendung von Gartentherapie im Krankenhaus diskutiert und ausprobiert.

 

Ausgestattet mit theoretischem Basiswissen rund um die Gartentherapie konnten die TeilnehmerInnen die vielfältige Wirkung von Natur selbst erfahren.

 

Abgestimmt auf die jeweils individuelle Situation der einzelnen Krankenhäuser konnten daraus die TeilnehmerInnen Methoden und Strategien entwickeln, wie Gartentherapie den Klinikalltag mit Demenz für alle Beteiligten erleichtert. Eins war für alle TeilnehmerInnen gleich wichtig, dass nämlich die Methoden nicht zusätzliche Arbeit bedeuten.

 

So ist es vielleicht das Beutelchen getrockneter Bohnen, das eine Krankenschwester in ihrer Tasche hat und während einer Pflegesituation als Anlass zum Gespräch nutzen kann. Eine Handvoll Bohnen können einen wahren Fundus an Erinnerungen wachrufen. Oder Blüten von Sträuchern die uns die Jahreszeiten ankündigen, können Orientierung schaffen. Als kleines Ritual am Morgen, gepflückt auf dem Weg vom Parkplatz zur Arbeitsstelle.

 

Es sind die kleinen Begegnungen, die uns, wie Tom Kitwood sagte, wie Perlen auf einer Schnur den Alltag erleichtern.

Wir sind der Vision Natur ins Krankenhaus bei Demenz auf jeden Fall ein Stück näher gekommen.

 

FortbildungsTipp:

 

Natur im Krankenhaus bei Demenz, eine Inhouse-Schulung für Pflegekräfte, Infos unter kreuer@drittefruehling.de

 

Ein Tipp für die Praxis: Das Plantamobil

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Der dritte Frühling

Gärten für Menschen mit Demenz

 

Ulrike Kreuer


Dipl.Ing.
 Gartenbau(FH)



Gartentherapeutin 
nach IGGT

Engelgauer Weg 22


53947 Nettersheim

Telefon: +49 - 2486 802 88 61


Mobil: +49 - 163 - 290 91 23
E-Mail: kreuer@drittefruehling.de

Auszeichnung im Rahmen des Innovationspreises 2005 >>

Mitglied im FLL Arbeitskreis "Gartentherapie in der Geriatrie"