Im Frühjar 2012 begannen wir die Umgestaltung der Außenfläche von Haus Siloah in 42799 Leichlingen in einen Garten für Menschen mit Demenz zu planen.
Gefördert wurde das Gesamtprojekt durch die Stiftungen NRW Wohlfahrtspflege und der Stiftung deutsches Hilfswerk.
Was lag nun näher, als für den Träger von Haus Siloah, das Diakoniewerk Pilgerheim Weltersbach, einen Pilgerweg anzulegen.
Pilger, veraltet auch Pilgrim, stammt vom lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, in der Fremde sein) ab, was Fremdling bedeutet. Ein Fremder, der aus seiner vertrauten Umgebung aufbricht und die eigene Lebenswelt verlässt.
Ebenso verlassen auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, Schritt für Schritt ihre vertraute Lebenswelt. Es ist kein bewusster oder gar gewollter Aufbruch, so wie sich ein Pilger aufmacht, um religiöse Erfahrungen zu sammeln. Jedoch können Menschen mit Demenz ebenso die Natur wahrnehmen und ein Stück von sich selbst wieder entdecken wie Pilger. Sie können auf ihre eigene Pilgerreise gehen.
Auf dem Pilgerweg Weltersbach können Menschen mit Demenz sich neu ‚erden‘. In diesem Sinne ist die Beschreibung ‚Pilgern ist Beten mit den Füßen‘ sehr treffend. Pilgern bewegt und aktiviert Kräfte, die längst vergessen geglaubt waren. Auf Pilgerschaft zu sein, heißt in der Natur ‚bei Sinnen sein‘.
Pilgern ist ein Gemeinschaftserlebnis, Pilger suchen die Gruppe. Sie finden sich zusammen, um auf dem Weg zu singen und zu beten. Auch für Menschen mit Demenz sind Begegnung, Beziehung und Nähe unendlich wichtig, weil sie darauf angewiesener sind als andere.
Der Pilgerweg Weltersbach ist ein Ort, an dem gesungen, gebetet und miteinander etwas erlebt werden kann. Miteinander etwas tun oder miteinander einfach nur sein, das verbindet und stärkt das Gefühl, irgendwo hinzugehören.
Ein geschwungener Weg nimmt die Senioren mit auf die Reise durch den Garten und führt sie sicher wieder zum Ausgangspunkt zurück. Das etwa 800 qm große Gelände schmiegt sich an das 5-stöckige Gebäude, so dass der Garten auch von Oben betrachtet und entdeckt werden kann.
Auf ihrem Weg treffen die Senioren auf ein Minzebeet, wo sie regelrecht im vertrauten Duft von Pfefferminze baden können. Eine Schutzhütte, so wie Wanderer sie in Wäldern finden, bildet das Zentrum des Gartens.
Von dort aus führt der Weg vorbei an Staudenrabatten, die nach Farben sortiert angelegt sind. Die altbekannten Stauden und Kräuter aus dem Sortiment des Bauerngartens blühen in weißen, gelben, blauen und lila Rabatten. Der einheitliche Farbimpuls stiftet zum Beispiel zum Singen an: ‚Wenn der weiße Flieder wieder blüht…‘ und spendet reichlich Gesprächsstoff rund um die Pflanzen und Farben.
Ein Klangspiel und Hochbeete dürfen ebenfalls nicht fehlen, um eine lebendige und aktive Gartenerfahrung zu machen.
Ebenso steht schon jetzt eine Fläche für einen kleinen bergischen Bauerngarten bereit, in dem im nächsten Jahr Gemüse wachsen wird. Und da Leichlingen bekannt für seinen Obstanbau ist, gibt es auch eine Obstwiese entlang des Pilgerwegs.
Es war ein langer und heißer Sommer und wir haben kräftig geschwitzt an unseren gemeinsamen Gartentagen. Doch dank des guten Zusammenspiels des Geschäftsführers Herrn Noß und seinen Mitarbeitern, der beteiligten Firmen, der Nachbarn und vor allem der Bewohner hatten wir einen erlebnisreichen gemeinsamen Gartensommer.
Im Herbst 2013 konnte nun der neue Garten für die 65 Bewohner von Haus feierlich eingeweiht werden. Ich freue mich auf eine farbenfrohe Pilgerreise 2014.
Hier noch Links zur Beplanzung:
Bepflanzungsideen für den Bauerngarten bei Pflanzenversand Gaissmayer
Wer sich für alte Obstsorten aus dem bergischen Land interessiert, hier ein kleiner Filmbeitrag des WDR.