Herr Schmitz (Name geändert) läuft alleine durch den dunklen Flur. Nur mit einem Schlafanzug bekleidet, schlurft er ohne Schuhe und Socken über den nachtkalten Gang. Er ist sehr unruhig, stößt gegen herumstehende Stühle und rappelt an verschlossenen Türen. Es ist mitten in der Nacht und er weiß nicht, wohin er unterwegs ist. Herr Schmitz hat sein Zeitgefühl verloren.
Der Verlust des Zeitgefühls ist ein häufiges Symptom von Demenz. Die Folge ist eine Verschiebung des Tag- und Nachtrhythmusses.
Wie kann ich aber diesen Rhythmus erhalten? Und was ist überhaupt ein Zeitgefühl und wie entsteht es?
In der Wissenschaft beschäftigt sich die Chronobiologie mit der inneren Uhr und mit dem, was sie aus dem Takt bringt. Interessant dazu z. B. der Artikel Chronobiologie – Nachteulen im Lerchenalltag im Stern.
Die innere Uhr tickt im Gleichklang mit der Natur. Durch das Erleben eines 24-stündigen Zyklus von Licht und Dunkelheit, kann der Körper seinen Tageszyklus regulieren.
Da ist zum Beispiel der regelmäßige Aufenthalt im Freien, der positiven Einfluss auf den Biorhythmus eines Menschen hat. Das Licht synchronisiert die „innere Uhr“ mit der „externen Uhr“ (Tag und Nacht).
Sind wir aber von dem täglichen Wechsel von hell und dunkel abgeschnitten, können Depression und Schlafmangel auftreten.
Alte Menschen in Pflegesituationen sind meistens unzureichend mit natürlichem Licht versorgt und folglich auch von einem natürlichen Rhythmus von hell und dunkel abgeschnitten.
Die Gründe sind vielfältig, in die Zimmer oder das Gebäude scheint unzureichend Sonnenlicht, es gibt keinen Garten oder schlechte Zugänge und körperliche Einschränkungen verhindern den Gang nach Draußen. Die Folgen für die Menschen sind erschreckend.
Herr Schmitz findet vielleicht zu seinem Zeitgefühl zurück, wenn er den Tag mit einem kleinen Spaziergang in einem Garten beginnen kann, am Nachmittag dem Regen zusieht und durch ein großes Fenster von der Abendsonne in den Schlaf begleitet wird.
Praxistipps, wie das verlorene Zeitgefühl wieder hergestellt werden kann, finden Sie zum Beispiel im Artikel: Wenn Tag und Nacht durcheinandergeraten.
Foto oben: Patrick Seesko, pixelio,
Foto unten: Frank Radel, pixelio